Unternehmensgeschichte
Wie alles begann

Josef Hellmannsberger - seiner Zeit voraus

In den 1890er Jahren - zur Zeit der Regentschaft des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. und während des anhaltend wirtschaftlichen Aufschwungs durch die rasant aufblühende Industrialiserung seit Anfang des 18. Jahrhunderts - reifte im idyllisch gelegenen Simbach am Inn im Südosten Bayerns ein Mann heran, der sich auf dem Gebiet der Elektrizität zu einem Pionier der Sonderklasse entwickeln sollte: Sein Name war Josef Hellmannsberger.

23 Jahre war er, als er den elterlichen Handwerksbetrieb - eine Hanf- und Drahtseilerei - übernommen hatte und allem voran nach Modernisierung und Expansion strebte. Fasziniert von den technischen Neuerungen seiner Zeit interessierte er sich besonders für die kürzlich geglückten Versuche elektrischer Stromerzeugung, die noch in den Kinderschuhen steckte. Das bestärkte in ihm den Entschluss, das Familienunternehmen zu einer Fabrik auszubauen, in der elektrische Energie menschliche Muskelkraft ersetzen sollte. Schon nach ersten Überlegungen und Berechnungen wurde ihm bewußt, dass er auch in größere Dimensionen vorstoßen konnte: Zuviel erzeugten Strom anderen zur Verfügung zu stellen. Nach reiflicher Überlegung entstand die Idee einer selbständigen Energieversorgung für seine Heimatstadt Simbach am Inn.

Zögerndes Abwarten machte ihn als Jungunternehmer nicht aus. Vielmehr wollte er etwas bewegen und reichte innerhalb kürzester Zeit ein Gesuch beim Bezirksamt um "Erteilung der Genehmigung zur Aufstellung eines Dampfmotors zum Betrieb einer elektrischen Beleuchtungsanlage" ein. Der Bau sollte aus einer langgestreckten Maschinenhalle mit drei Räumen für Dampflokomobile, Dynamomaschine und Akkumulatorenbatterie bestehen - und das im eigenen Obstgarten.

Das stieß in der unmittelbaren Nachbarschaft nicht zwangsläufig auf Wohlwollen oder Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem und sein Vorhaben wurde von den Nachbarn vorab schon als "sinnenbetäubender Lärm", "höchst belästigend" oder gar "gemeingefährlich" gerügt. Der Zeitpunkt dieses ersten Widerstandes markierte für den von seiner Vision überzeugten Hellmannsberger eine wahre Odyssee durch das Gestrüpp der auch damals schon mit Paragraphen überladenen Bürokratie. Es ließ sich aber keinesfalls dadurch beirren oder entmutigen - weder von den langen Wartezeiten für die Genehmigungen noch von amtlichen Baustopps und auch eine Geldstrafe konnte ihn nicht bremsen - er startete sein Projekt für den technischen Fortschritt in Simbach am Inn noch vor dessen Genehmigung.

Nach nur 6 Monaten - am 01.11.1894 - ging sein Traum in Erfüllung und aus dem Kraftwerk im Obstgarten floß der erste Strom in Form einer 110-Volt-Gleichstromversorgung. Damit wurde der Grundstein für die "älteste Wärmekraftanlage Bayerns zur öffentlichen Versorgung" gelegt und Simbach am Inn erzeugte durch die Pionierleistung von Josef Hellmannsberger noch vor der Landeshauptstadt München eigenen Strom.

Die erste Hürde war genommen, aber das sollte bei weitem nicht die letzte sein. In den ersten Jahren schrieb, trotz bereitwilliger Stromabnehmer aus Handel & Gastronomie , das Hellmannsbergische E-Werk rote Zahlen. Glücklicherweise konnte diese Last durch die gut florierende Hanf- und Drahtseilfabrik und einer später eingerichteten Badeanstalt aufgefangen werden. Für Josef Hellmannsberger führte auch der steinigste Weg immer nur nach oben.

Es vergingen mehr als 50 Jahre mit Auseinandersetzungen über Lärmbelästigungen, erste Umweltbeeinrächtigungen, Konkurrenzproblemen und den finanziellen Unwägbarkeiten einer politisch instabilen Lage sowie den folgenden Kriegswirren aus dem 1. und 2. Weltkrieg wie auch die damit immer verbundene inflationäre Geldentwertung bis Josef Hellmannsberger endlich der Erfolg zuerkannt wurde. Seine Zielstrebigkeit begleitete aber auch erfreuliche Nachrichten wie beispielsweise die Konzessionsvereinbarung mit der Stadt Simbach im Jahr 1927, die Inbetriebnahme einer modernen Schaltanlage im Jahr 1938 oder das zwei Jahre später in Betrieb genommene Umspannwerk mit zwei Trafostationen und einem 225 PS starken Dieselmotor. Zu diesem Zeitpunkt wurden 779 Haushalte, 23 Landwirte und 322 gewerbliche Abnehmer mit insgesamt 163.000 kWh Strom versorgt. In Folge wurde ab Mitte der 50er Jahre aufwändig auf Drehstrom [Fertigstellung 1964] umgestellt, das Versorgungsgebiet auf umliegende Gemeinden erweitert und eine entsprechend leistungsfähige Hochspannungsanlage eingebaut.

Als der Simbacher Strompionier Josef Hellmannsberger am 14.04.1958 verstarb, verfügte sein Elektrizitätswerk über vier 20.000-Volt-Trafostationen. Sein Lebenswerk wurde von nun an von seinen Erben bis heute erfolgreich fortgeführt und erweitert. 1959 wurde ihm Herzen von Simbach am Inn, in unmittelbarer Nachbarschaft zum damaligen Obstgarten - der Geburtsstätte des Simbacher Stroms, wo alles begann - ein Elektrofachgeschäft [Haus Hellmannsberger] eröffnet, das nach wie vor zum Stadtbild zählt. Unablässig werden Versorgungsgebiete ausgebaut, neue Siedlungsgebiete erschlossen und Freilandleitungen durch Erdkabel ersetzt. Ein leistungsstarkes Notstromaggregat garantiert die Stromversorgung auch bei Naturkatastrophen und entlastet "Stromspitzen", um die Bereitstellungskosten zu reduzieren.

Auf dieser Pionierleistung von damals baut der Erfolg von heute auf. Fleißige, vorausschauende Mitarbeiter & Führungskräfte und das allgegenwärtige Wohlwollen der Erben waren der Garant, dass das Unternehmen gesund und sicher durch die Höhen und Tiefen dieser langen Zeitspanne von weit mehr als 100 Jahren geführt hat.

Wir sind ein Unternehmen, das Tradition wie auch Innovation schätzt. Wir verfolgen - auch zum ehrenvollen Gedenken an unseren Gründer Josef Hellmannsberger - dieselbe Zielstrebigkeit und Ausdauer wie er damals, damit das Unternehmen erfolgreich bleibt.